Liebe Freunde der Wolle,
manchmal sind es die kleinen, feinen Unterschiede, die für mich persönlich den größten Unterschied machen.
Ich möchte ein neues Projekt stricken. Handy raus, Laptop auf und ich starte die erste Recherche. Meine Vorgaben: Es soll eine Merino-Qualität für einen Pulli sein und schöne Farben vorhalten, die gut miteinander kombinierbar sind. Und mit nur einem Klick werden mir hunderte oder gar tausende Möglichkeiten auf den Bildschirm geworfen.
Eine schier endlose Auswahl an Wollknäuel aus der ganzen Welt. Wie soll ich inmitten dieser Fülle eine Entscheidung treffen?
Das ist nicht nur im Internet so, nein, auch wenn ich einen Wolleladen betrete. Garne, wohin das Auge reicht, eine unendliche Farbpracht. Und dann kommt die wirklich nette Verkäuferin ums Eck und fragt mich: „Was wollen Sie stricken? Und welche Qualität soll es sein? Merino? Ja, natürlich, da haben wir diese, diese, und diese, und diese!“
Puh, ich glaube das Wort Überforderung trifft es ganz gut.
Ich kann in der Kürze der Zeit nicht mehr abwägen, was mir vielleicht besonders wichtig an einem Garn ist. Deshalb habe ich mir vorgenommen, mir wirklich Zeit für meine Auswahl und Entscheidung zu nehmen. Warum? Impulskäufe haben auch etwas, aber ich möchte mich gerne im Vorfeld schon etwas mit den Garnen auseinandersetzen und vielleicht für mich wichtige Aspekte recherchieren. Wo kommt das Garn her, was ist vielleicht der ganz kleine, feine Unterschied, der mir persönlich einfach wichtig ist? Und das wird mir leider nicht in einem Online-Shop und auch nicht im Wolleladen auf dem Silbertablett serviert. Ich werde Zeit investieren, um meine persönliche Recherche voranzutreiben.
Und ich möchte auch gleich betonen: Für jeden ist etwas anderes wichtig! Das ist auch gut so!
Gerade deshalb lohnt es sich, mal genauer hinzuschauen und für sich selbst rauszufinden, was einem eigentlich besonders wichtig erscheint.
Um bei meinem Beispiel zu bleiben: Bei Merino-Garnen ist das gar nicht so einfach. Quasi jeder Wollehersteller bietet Merinogarne an. Es ist ein klassisches Produkt, das eben von der breiten Masse gerne verstrickt wird. Warum?
Weil Merinowolle die Wunderfaser der Natur ist!
Habt ihr Lust, dass ich meine Recherche mit euch teile und etwas mehr über Merinowolle zu erfahren? Merinowolle generell und ganz im speziellen die Merinowolle aus dem Hause FERNER?
Woher stammt Merinowolle?
Das wissen wir wohl alle. Merinowollen wird von den Merinoschafen gewonnen und ist eine der hochwertigsten und vielseitigsten Wollarten, die es gibt. Aber auch hier, gibt es ein großes Spektrum, denn Merinoschaf ist nicht gleich Merinoschaf.
Die Merinowolle von FERNER bzw. um ganz genau zu sein die Rohwolle, wird direkt aus Südamerika bezogen.
Ich hab‘ mich gefragt, warum es gerade Südamerika ist und habe bei den Inhabern Matthias und Marlene Ferner hierzu nachgefragt.
„Dadurch können wir zu 100% sicher sein, dass das Garn mulesingfrei ist. Die Fliege, die verantwortlich ist, dass die Farmen z.B. in Australien Mulesing betreiben müssen, ist in Südamerika nämlich nicht beheimatet.“
Welche Vorteile hat Merinowolle?
- Weichheit und Komfort: Das wissen wir wohl auch alle, die schon mal Merinowolle in der Hand hatten. Merinowolle ist extrem fein und weich, was sie besonders angenehm auf der Haut macht. Im Gegensatz zu herkömmlicher Wolle kratzt sie nicht. Das ist für mich ein echt gutes Argument, ich mag es nämlich kuschlig und so eignet sie sich für sämtliche Kleidungsstücke wie Pulli, Jacken, aber natürlich auch Accessoires wie Mützen, Schals, Handschuhe usw.
- Temperaturregulierung: Das ist echt eine erstaunliche Fähigkeit, denn Merinowolle kann einerseits wärmen, aber auch kühlen. Sie isoliert hervorragend gegen Kälte und erzeugt Verdunstungskälte bei warmen Temperaturen. Eine grandiose Eigenschaft, so dass sich Merinowolle perfekt als Ganzjahreswolle und für Projekte zu jeder Jahreszeit verstricken lässt. Im Winter hält sie warm und im Sommer kühl.
- Feuchtigkeitsmanagement: Unglaublich, aber wahr: Merinowolle kann bis zu einem Drittel ihres Trockengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich klamm anzufühlen. Wusstet ihr das? Also, dass es ein so hoher Anteil ist? Ich nicht, aber das erklärt die Eigenschaft, dass sie Feuchtigkeit nach außen transportiert und die Haut trocken hält. Super, wenn man mal bei einem längeren Spaziergang oder einer Radltour ins Schwitzen kommt.
- Geruchsneutralität: Das ist für mich eine echt wichtige Eigenschaft, denn ich habe eine feine Nase. Merinowolle neigt nicht dazu, unangenehme Gerüche zu entwickeln. Was das heisst? Na, ein Strickstück aus Merinowolle kann ohne Probleme mehrmals getragen werden bevor es gewaschen werden sollte bzw. oft reicht es auch völlig aus, das Strickstück über Nacht mal nach draussen zu hängen.
- Nachhaltigkeit: Gerade in der heutigen Zeit, ein doch wichtiger Aspekt. Merinowolle ist ein nachwachsender Rohstoff und biologisch abbaubar. Die Schafe werden regelmäßig geschoren, was den Tieren ja nicht schadet, ganz im Gegenteil. Dennoch sollte großer Wert auf das Tierwohl gelegt werden und viele Garnhersteller kennen die Bauern, von denen sie ihre Rohwolle erhalten.
Aber wo es Vorteile gibt, gibt es auch Nachteile:
- Preis: Hochwertige Merinowolle ist oft teurer als andere Wollarten oder eben synthetische Materialien. Ein Faktor ist natürlich auch die aufwendige Produktion und der Färbeprozess.
- Pflegeaufwand: Strickstücke aus Merinowolle sollte schonend gewaschen (Wollwaschgang mit der Waschmaschine oder auch Handwäsche) und liegend getrocknet werden, um ihre Form und Funktion nicht zu verlieren.
Wie bekommt das Merinogarn eigentlich seine Farbe?
Es ist nicht zu übersehen, die Merinogarne gibt es in unzähligen Farben. Ich persönlich empfinde das als absoluten Pluspunkt, so kann ich mit Farben spielen, sie kombinieren und aus verschiedenen Nuancen wählen.
Aber wie werden die Knäuel gefärbt bzw. wie bekommen sie ihre Farbe?
Hier habe ich direkt wieder bei Matthias und Marlene Ferner nachgefragt:
„Die Wolle wird bei uns als Kammzug versponnen. Beim Färbeprozess kommt es darauf an, welche Farbe wir machen. Produzieren wir eine melange, dann werden bereits die Kammzüge in verschiedenen Nuancen gefärbt. Diese Kammzüge werden dann in gewissen Anteilen aus den Strecken gemischt, um am Ende z.B: ein hell-braun oder ein dunkel-braun zu erhalten. Genauso wird bei den grauen Melangen verfahren. Je heller die Farbe ist, desto mehr Weißanteil hat sie.
Die Uni-Töne werden am Strang gefärbt, d.h. das Garn wird vorab in weiss produziert und im Anschluss dann im gewünschten Farbton gefärbt.
Apropos Farben, es gibt sooo viele tolle Farben bei den Merino-Garnen von FERNER. Außerdem kommen jedes Jahr neue Farben dazu. Voraussichtlich werden zur h+h Messe in Köln 2025 neue Farben für die Herbst-Winter-Saison 2025 vorgestellt. Ich bin schon jetzt auf die neuen Nuancen gespannt.
Was haben eigentlich die Zahlen 80 / 120 und 160, die auf den Banderolen angegeben sind, auf sich?
Habt ihr euch auch schon mal gefragt, warum gerade bei Merinowolle oft Zahlen auf der Banderole bzw. im Namen mit angegeben sind?
Diese Angaben beziehen sich auf die Lauflänge des Garns, also wie viele Meter in einem 50 g-Knäuel enthalten sind.
Hier eine kurze Erklärung:
- Merino 80: Dieses Garn hat eine Lauflänge von ca. 80 Meter pro 50 Gramm. Es ist dicker und eignet sich gut für warme Strickprojekte. Es wird mit einer Nadelstärke von 4,5 bis 5,5 mm gestrickt.
- Merino 120: Dieses Garn hat eine Lauflänge von ca. 120 Meter pro 50 Gramm. Es ist etwas dünner als Merino 80 und eignet sich hervorragend für Kleidungsstücke, die etwas leichter und feiner sein sollen, wie beispielsweise Pullis, Jacken, Schals, uns. Es wird mit einer Nadelstärke von 3,5 bis 4,0 mm gestrickt.
- Merino 160: Dieses Garn hat eine Lauflänge von ca. 160 Meter pro 50 Gramm. Es ist das dünnste der drei und eignet sich besonders für feine Strickprojekte, z.B. Pullis und Jacken mit aufwändigem oder filigranem Muster, aber auch Tücher. Es wird mit einer Nadelstärke von 3,0 bis 3,5 mm gestrickt.
Die Angabe der Nummern hilft, sozusagen auf den ersten Blick, das richtige Projekt bzw. Garn auszuwählen.
Von Kopf bis Fuss in Merino – 10 Ideen für Strickprojekte, die du lieben wirst!
- Mütze: Stricke dir eine kuschlige Mütze, perfekt für die Herbst- und Winterzeit.
- Schal: Ein Schal ist das perfekte Accessoire für die kalten Tage. Experimentiere mit Muster und Farben!
- Tuch: Sich in ein Tuch einzukuscheln ist etwas ganz Besonderes. Auch hier kannst du mit Farben und Mustern spielen.
- Armstulpen: Das perfekte Accessoire für die Übergangszeit. Und ein Hingucker!
- Pulli: Ein Pulli, ob schlicht oder mit aufwändigem Muster, er wird dich im Winter wärmen und im Sommer angenehm kühl sein. Perfekt auch für Kinder und Babys.
- Jacke: Eine gestrickte Jacke gehört in jeden Kleiderschrank. Schnell übergeworfen ist es das perfekte Kleidungsstück.
- Poncho: Ein Poncho aus Merinowolle in ein modisches Statement. Die weiche Wolle fällt schön und besticht durch ein angenehmes Tragegefühl.
- Babydecke: Eine Babydecke aus Merinowolle ist ein wunderschönes und persönliches Geschenk. Schön weich und ideal für die empfindliche Babyhaut.
- Kissenbezug: Ein gestrickter Kissenbezug verleiht deinem Zuhause eine persönliche Note. Merinowolle ist sehr strapazierfähig und behält ihre Form.
- Kuscheltier: Ein weiches und buntes Kuscheltier, welches Kind liebt das nicht.
Es lohnt sich die verschiedenen Stärken an Merino-Garnen auszuprobieren und sie ganz individuell für dein Lieblings-Strickstück zu verwenden. Natürlich spielen auch die Farben eine große Rolle. Sie lassen sich in schier unzähligen Kombinationen zusammenstellen und verleiten damit zu spielen.
Mein persönliches Fazit
Ich habe mir vor kurzem die Frage gestellt:
Kann ich mich glücklich schätzen, dass ich im totalen Überfluss lebe?
Eine echt schwierige Frage, wie ich finde. Einerseits bietet er mir unendliche Möglichkeiten und Freiheiten, andererseits fühle ich mich manchmal auch überfordert.
Was mir dabei hilft ist, mich mit dem Produkt ganz gezielt auseinanderzusetzen. Hier habe ich es mit den Merinogarnen von FERNER getan und kann sagen: Ja, das ist ein Garn, das ich verstricken möchte. Es gefällt mir, es weist Eigenschaften auf, die mit meinem persönlichen Anspruch übereinstimmen. Das finde ich aber nur heraus, wenn ich mich damit auseinandersetze und (vorab) Zeit investiere.
Die Merino-Garne von FERNER, welche in Österreich produziert und gefärbt werden, haben mich persönlich überzeugt. Einerseits kann ich aus den drei verschiedenen Stärken, das perfekte Garn für mein Strickprojekt auswählen und habe auch bei den Farben eine so große Palette zur Auswahl. Ich kann nach Herzenslust mit den verfügbaren Farben spielen und so Ton-in-Ton Kombinationen wählen oder eben auch zu ganz konträren Farben greifen.
Manchmal sind es die kleinen, feinen Unterschiede, die für mich persönlich den größten Unterschied machen.
Für mich lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Ich nehme mir gerne die Zeit dafür.
Du auch?
Hast du schon mal die Merino-Garne aus dem Hause FERNER verstrickt?
Wusstest du, dass FERNER die Merino-Garne direkt in Österreich verspinnt und färbt?
Was macht für dich den kleinen, feinen Unterschied?
Hallo, ein sehr interessanter Bericht. Ich liebe Strickpullover, leider kratzen sie mich sehr oft und ich muss immer Rollis unterziehen..Vielleicht probiere ich es mal mit der Merinowolle von Ferner. Das Kaha Tuch trage ich zwar gerne, aber das Mohairgarn kratzt mich. Mal schauen, welches Projekt ich als nächstes stricke.
Liebe Bettina,
vielen Dank für deine Nachricht – es freut mich, dass dir mein Bericht und kleiner Einblick gefällt.
Ja, jeder empfindet die Garnqualitäten anders. Die Merino-Wolle ist wirklich sehr angenehm. Aber auch andere Zusammensetzungen wie z.B: die Vitamin E, die Gloria oder die Alpaca und noch viele viele mehr, sind super angenehm (und ohne Mohairanteil). Es lohnt sich auf jeden Fall mal die ein oder andere Qualität auszuprobieren.
Viel Freude beim Stricken und liebe Grüße,
Kristin
vielen Dank für diesen interessanten, hilfreichen Bericht 💝
Sehr gerne! Das freut mich, dass dir mein kleiner Einblick gefällt.
Liebe Grüße,
Kristin
Wo bekomme ich Ferner Wolle?
Liebe Johanna,
Ferner Garne bekommst du unter anderem in einigen Wolleläden. Ob ein Wolleladen bei dir in der Nähe diese Garne führt, kannst du am besten auf der Webseite von Ferner raussuchen. Da kannst du den Ort oder die PLZ eingeben und es werden dir die Läden angezeigt. Wenn du da nicht fündig werden solltest, schreibe mir gerne eine E-Mail, dann schau ich, was ich für dich rausfinden kann. 🙂
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Kristin