Guten Morgen, ihr Lieben! Die erste Woche im neuen Jahr ist schon rum … und auch in 2019 wird es weiterhin das Montags-Muster geben. 🙂 Also freut euch auf viele, viele Montage. 😉

Den ersten Montag in diesem Jahr möchte ich gleich wieder für ein Interview nutzen. 🙂 Es hat sich ja eine nette Tradition eingestellt, dass ich immer am ersten Montag im Monat ein Interview mit einer Strickerin veröffentliche … und so habe ich euch im letzten Jahr schon einige Strickerinnen und ihre Labels vorgestellt.

Heute möchte ich euch aber mal ein klein wenig hinter die Kulissen einer Handfärberin blicken lassen. Vielleicht verstrickt ihr ja auch total gerne handgefärbte Garne, die sich einfach durch ihre absolute Individualität und die Millionen von Farbnuancen auszeichnen. Absolute Unikate und Stränge, die das Herz höher schlagen lassen. Aber manchmal ist man sich vielleicht nicht so bewusst, wie lange ein Färbeprozess dauert und was alles wirklich dahintersteckt … wahre Knochenarbeit!

Ich freue mich sehr euch heute Melinda von “Samelin Dyeworks” vorstellen zu dürfen:

Liebe Melinda, ich freue mich sehr, dich heute als meinen Montags-Muster-Gast begrüßen zu dürfen. Besonders freue ich mich, dass ich heute mehr über das Wolle-Färben erfahren werde – ich bin mächtig gespannt, was du alles zu erzählen hast und wie so eine Färbeprozess vonstatten geht bzw. was alles dahintersteckt.

Viele kennen dich ja bereits unter deinem Label „Samelin Dyeworks“, aber für alle, die dich nicht … oder nicht so gut kennen, stelle dich doch bitte kurz vor. Wer bist du? Wo kommst du her? Was machst du so?

Ich bin Melinda, 44 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in Budapest, Ungarn. Seit ca. 5 Jahren lebe ich mit meiner Familie in Deutschland, Baden-Württemberg, nachdem meinem Mann hier einen Job angeboten wurde. Wir haben zwei Kinder, ein Mädchen, 13 und einen Jungen, 11. In meinem ehemaligen Leben war ich Polizeimajorin und arbeitete beim Polizeipräsidium Budapest. In meinem Jetzigen färbe ich Vollzeit Wolle.

– Du bist unter deinem Label “Samelin Dyeworks” unterwegs. Wie kam es zu diesem Namen? Hat das eine besondere Bedeutung?

Das Wort “Samelin” kommt von meinem Namen SArdi MELINda. Als ich damals auf Ravelry registrieren wollte, brauchte ich einen Namen und so bin ich auf diesen gekommen. Und dieser Name bot sich an, als ich für mein Label einen “internationalen” suchte – der alte, den ich noch in Ungarn benutzte, war auf ungarisch, deshalb im Ausland schwer auszusprechen oder zu merken.

– Was war bei dir zuerst da? Das Stricken oder das Färben? Wie bist du zum Färben gekommen? Was fasziniert dich daran so?

Stricken tue ich seit ich 10 war, Färben erst seit ca. 10 Jahren, also mit dem Stricken hat das Ganze angefangen. Wie ich dazu gekommen bin, weiß ich nicht mehr genau… In 2009 oder so, habe ich mir die Strickblogs entdeckt und sah all die schönen Wolle, auch die Handgefärbten. Als Nächstes erinnere ich mich, dass ich Lebensmittelfarben kaufe (ja, sag, bitte, nichts! :D) und damit rumexperimentierte. Schon schnell wurde mir aber klar, dass das so nichts wird, deshalb suchte ich nach professionellen Materialien.

Damit fing dann erst der richtige Spaß an: ich konnte endlich die Farben erzeugen, die mir gefielen, in unendlichen Varianten. Das ist genau, was mich am Färben so fasziniert: die Vielfalt der Farben und Töne, dass man bei einer neuen Färbung nie ganz genau weiß, wie das Endprodukt sein wird. Am schönsten finde ich immer die Stellen, wo die verschiedenen Farben aufeinandertreffen, dort entstehen meistens die herrlichsten Töne, die man später nur in ein-zwei Maschen wiederfindet.

– Wie wählst du die Farben oder auch die Zusammenstellung verschiedener Farben aus? Folgst du hier Inspirationen aus der Natur oder so?

Ja, genau. Ich lasse mich von der Natur und meiner Umgebung beeinflussen. Seien es die Farben einer Blume, oder ein rostiges Stück Eisen, Moos auf dem Dach, oder eine alte Tür, an der die Farbe teils abgebröckelt ist, oder der Stoff eines Kleidungsstücks im Schaufenster, dessen Farben mich antun… Inspiration ist wirklich überall. Die Frage ist nur, ob und wie ich sie umsetzen kann – das finde ich nämlich manchmal schwierig, das Bild auf die Wolle bringen, das ich im Kopf habe.

– Wie läuft denn eine Färbeprozess so ab? Ich kann mir vorstellen, dass man dafür schon etwas Platz und auch viel Geduld benötigt, um all die vielen Schritte beim Färben bewältigen zu können. Wie lange dauert es, bis ein Strang handgefärbte Wolle fertig ist? Hast du ein genaues Bild der fertigen Wolle vor Augen? Oder ergibt sich das Schritt für Schritt? Färbst du eher einzelne Stränge oder immer gleich mehrere von einer Farbe/Design?

Da ich das Färben nicht als Hobby betreibe (wobei der Spaßfaktor genauso groß ist), habe ich ziemlich viel Zeug, das zu meiner Arbeit gehört: viele große Pfannen, meine Farben, meine Eimer, meine Schalen und meine Wolle natürlich. Das alles benötigt viel Platz. Meine Küche ist schon längst du klein geworden, deshalb ist meine große Werkstatt im Keller bald fertig. Zum Glück leben wir in unserem eigenen Haus, das das Ganze ermöglicht.

Die Länge des Färbeprozesses ist von der Färbung abhängig. Es gibt Färbungen, die relativ schnell fertig sind und es gibt einige, die mehrere Tage brauchen, weil ich sie in vielen Schritten färbe. Ich färbe überall zwischen zwei und zehn Strängen gleichzeitig, am meisten 5-6 Stränge in einer Partie.

Wie ich oben schon kurz erwähnt habe, habe ich ein genaues Bild vor Augen, welches Bild aber oft abwandelt während des Färbens. Das finde ich aber nicht schlimm und halte es für Teil des künstlerischen Schaffensprozesses. Oft entstehen dabei auch neue Ideen, die unbedingt verwirklicht werden müssen, mit dem Ergebnis, dass sie dann wieder etwas abwandeln, damit sie wieder neue Ideen erzeugen und deshalb kriege ich nie genug vom Färben und geht mir die Inspiration nie aus.

– Welche Qualitäten an Wolle färbst du? Hast du dich da auf etwas spezialisiert? Was ist dir wichtig bei der Auswahl der Garne?

Ich habe reine Merino Wolle, Merino mit Nylon, Merino mit Seide, Merino mit Kaschmir und Seide, Merino mit Yak, Bluefaced Leicester, Baby Alpaka mit Seide und Leinen im Sortiment. Ich habe mich also nicht nur an eine oder zwei Qualitäten spezialisiert. Ich finde es schön, meiner Kundschaft eine breitere Auswahl anbieten zu können. Ich färbe aber am liebsten Sockenstärke, vielleicht, weil ich selber am liebsten diese Stärke verstricke.

Bei der Auswahl meiner Garne ist mir äußerst wichtig, dass sie “mulesing free” sind und dass ihre Qualität hochwertig ist. Es wird ja in ein Projekt viel Zeit (und Geld) investiert und wir wollen das Endprodukt noch lange genießen.

– Wendest du spezielle Färbetechniken an? Oder ist das geheim?

Ich weiß nicht, inwiefern meine Färbetechniken speziell oder allgemein sind. Ich habe über die Jahren bestimmt eigene “Tricks” entwickelt, aber das ist bei jedem Färber, oder Künstler so. Wir stricken alle ein bisschen anders – so ist es beim Färben auch, glaube ich.

– Du bietest auch Wunschfärbungen an. Ist das nicht sehr schwierig? Oft ist ja die Farb-Vorstellung von rot oder braun oder blau so vielfältig, es sind nur Nuancen, die Gefallen und Nicht-Gefallen unterscheiden. Und die „Musterung“ der Wolle bietet ja auch so viele Möglichkeiten. Wie gehst du vor, damit du möglichst genau den Geschmack deiner Kunden/innen triffst?

Es ist ziemlich schwierig, ja. Es ist schon nicht einfach das Bild in meinem eigenen Kopf auf Wolle umzusetzen, geschweige denn von dem Bild in einem fremden Kopf! Wirklich extrem wird es dann, wenn der Kunde nicht genau weiß, was er möchte. So sind schon Färbungen entstanden, die z. B. als Beige anfingen und in Blau endeten. Ich finde es aber gar nicht schlimm, eher amüsant und lustig.

Oft ist es aber so, dass der Kunde nach einer Nachfärbung fragt und wenn es nicht eine one-of-a-kind (OOAK, also einmalige, nicht wiederholbare) Färbung war, kann ich es für ihn wieder machen.

Es kommt auch vor, dass der Kunde eine Färbung von mir sieht, möchte es aber ein bisschen anders haben – das können wir dann auch besprechen. Ein bisschen hin- und herschreiben (ggf. mit Bilder geschmückt, um die Vorstellungen nicht nur verbal, sondern auch visuell zu übertragen) und voilà, es ist eine neue Farbe entstanden.

– Manchmal musst du sicherlich auch Wolle färben, die vielleicht nicht deinen Farb-Vorstellungen entspricht. Ist das nicht besonders schwierig? Wenn man z.B. Farben zusammenstellen müssen, die einfach nach dem eigenen Empfinden „furchtbar“ zusammen aussehen?

So was ist mir noch nie vorgekommen. Ich glaube auch nicht, dass ich so einen Auftrag annehmen würde. Alle Farben, die ich färbe, gefallen mir auch – es kann natürlich sein, dass ich die Farbe nicht tragen würde, weil sie mir nicht steht, wie, zu meinem Bedauern, bestimmte Töne von Gelb zum Beispiel, aber schön finde ich sie trotzdem. Grundsätzlich ist es so, dass ich färbe, was mir einfällt und es wird dann verkauft. Der Bedarf nach Wunschfärbungen ist gering, die Nachfrage von schon existierenden Farben ist viel größer.

Öfter kommt es aber vor, dass ich gefragt werde, ob zwei (drei, vier…) Farben schön zusammenpassen, oder welche Farbe zu der ausgewählten schön stünde. In dem ersten Fall sage ich immer ehrlich, was ich meine. Es kann sein, das ich jemanden von einer Farbkombination abrate, auch wenn es für mich finanziell nicht vorteilhaft ist – ich möchte aber über alles, dass meine Kundschaft mit ihrem Einkauf bei mir zufrieden ist. In dem zweiten Fall bin ich bereit auch Fotos von verschiedenen Farbkombinationen zu machen, wenn möglich.

– Wo kann man deine Wolle kaufen? Bist du z.B. auch auf Wollefesten etc., wo man deine Wolle auch „live“ bestaunen kann?

Zurzeit bin ich, bzw. sind meine Garne leider nur online, in meinem Etsy Shop erreichbar. Wer weiß aber, was 2019 alles zu bieten hat! Ich würde schon gern an einem Wollfest als Aussteller teilnehmen.

– Hast du eine Lieblingswolle? Verstrickst du ausschließlich deine eigene Wolle? Oder greifst du auch zu anderen Garnen? Hast du da Lieblings-Wollen oder Qualitäten?

In der letzten Zeit sind es großenteils meine eigenen Garne, die ich verstricke, habe aber auch andere, die ich sehr mag. Eins ist Malabrigo Rios, super schön und weich, ein anderes ist das Rowan Felted Tweed, kratzt mich zwar einigermaßen, trotzdem liebe ich es. Neulich habe ich mir Léttlopi für ein Projekt gekauft (für den Big Love Cardigan von Ankestrick), bin gespannt, wie es sich verarbeiten lässt. Ich finde auch rauere Wolle, wie die von der Große Wolle auch immer wieder schön. Ich stricke auch sehr gern mit Garnen mit Kaschmir- und Seidenanteil. Reines Merino und Bluefaced Leicester sind auch immer willkommen.

– Arbeitest du auch mit Strick-Designern zusammen?

Ja, sehr gerne sogar! Das Highlight in 2018 war unsere Kooperation mit Susanna Winter (Talvi Knits auf Ravelry und @talviknits auf Instagram), der talentierten finnischen Designerin, die ein wunderschönes Tuch aus zwei Strängen Merino Singles kreiert hat. Es war ein Mystery Knit-Along und deshalb extra spannend! Wir tüfteln wieder auf etwas für 2019, da freue ich mich schon drauf!

2019 ist aber sowieso voll mit vielen weiteren aufregenden Kooperationen, Aufgaben und Überraschungen. Ich freue mich schon darauf!

– Hast du persönliche Geheimtipps? Was magst du besonders gerne? Strickst du am liebsten kleine Accessoires, oder lieber große Projekte (Tücher, Pullis, Jacken)?

Ich habe keine Geheimtipps. Vielleicht das: habt Spaß! Ich stricke immer das, worauf ich Lust habe (na ja, in den meisten Fällen). Es ist letztendlich ein Hobby und sollte Freude bereiten. Und wenn man das richtige Projekt gefunden hat, bleibt man eh dran, findest du nicht?

Ich stricke am liebsten Tücher, Cardigans, Pullis und Mützen. Ich würde sehr gerne Socken stricken. So richtig. Mit der spielerischen Leichtigkeit, mit der die anderen es da draußen machen. Es werden Fersen und Spitzen und Bündchen ausgetauscht, abgewandelt, verändert, geschweige denn von in fair isle gestrickt! Ich habe großen Respekt davor, frag nicht, warum.

– Was sind deine Wünsche und Pläne für deine Kreativ-Zukunft?

Ich möchte weiterhin wunderschöne Garne kreieren. Ich möchte, dass meine Färbungen noch mehr Menschen erreichen und begeistern, dass mein Label weiter wächst. Ich arbeite sehr gern mit anderen zusammen, deshalb würde ich mich freuen, wenn noch mehr Kooperationen entstehen würden.

– Warum ist dein gewähltes “Montags-Muster” dein Lieblingsmuster?

Es war ziemlich schwer für mich, ein einziges Muster auszusuchen. Es gibt so vieles, das ich gerne stricke. Aber dann erinnerte ich mich, dass ich am Anfang meiner “Strickkarriere” Unmengen an Zopfmustern gestickt habe, eins davon war das Honigwaben Muster.

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Ein Mustersatz besteht aus 8 Maschen und 8 Reihen.

1. Reihe:   alle Maschen rechts stricken

2. Reihe:   alle Maschen links stricken

3. Reihe:   *2 M auf eine Hilfsnadel hinter die Arbeit legen, 2 M re str., die 2 M von der Hilfsnadel re stricken, 2 M auf eine Hilfsnadel vor die Arbeit legen, 2 M re str., 2 M von der Hilfsnadel re stricken* (Angaben in *…* fortlaufend wiederholen)

4. Reihe:   alle Maschen links stricken.

5. Reihe:   alle Maschen rechts stricken.

6. Reihe:   alle Maschen links stricken.

7. Reihe: *2 M auf eine Hilfsnadel vor die Arbeit legen, 2 M re str., die 2 M von der Hilfsnadel re stricken, 2 M auf eine HIlfsnadel hinter die Arbeit legen, 2 M re. str., 2 M von der Hilfsnadel re stricken* (Angaben in *…* fortlaufend wiederholen)

8. Reihe:   alle Maschen links stricken.

Die Reihen 1-8 fortlaufend wiederholen.

Wo bist du überall zu finden:

Website / Etsy Shop: https://www.etsy.com/shop/SamelinDyeworks

Ravelry: https://www.ravelry.com/people/samelin

Instagram: https://www.instagram.com/samelin_dyeworks/

Liebe Melinda, vielen herzlichen Dank für das Interview und die Preisgabe deines Lieblingsmusters!

Viel Spaß beim Ausprobieren und Nachstricken !

PS: Ich freue mich natürlich sehr über Fotos von euren Montags-Mustern … verlinkt doch einfach eure Bilder und Beiträge bei Instagram und Facebook mit #montagsmuster  … dann finde ich euch. 😉

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