Guten Morgen ihr Lieben,

ich hoffe ihr hattet alle ein wunderschönes, gemütliches 1. Adventswochenende. Ohja, wir sind schon mitten in der Vorweihnachtszeit – ich hab immer noch keine Plätzchen gebacken … deshalb brüste ich mich mal mit einem schönen Foto meiner heutigen Interview-Partnerin Kerstin. 🙂 Das sieht so richtig schön weihnachtlich lecker, aber auch gemütlich aus. Mal sehen, vielleicht bekomme ich ja zum 2. Advent ein bisschen weihnachtliche Stimmung hin. 🙂

Ich hab zwar noch nicht gebacken, aber dafür wieder ein bisschen gestrickt … und da ist auch ein ersten kleines Weihnachtsgeschenk dabei. Zeigen kann ich es zwar noch nicht … aber ich hoffe, es macht warme Füsse. 😉 Gehört ihr eher zur Fraktion Backen … oder Weihnachtsstricken? Oder beidem?

Eines kann ich euch verraten … Kerstin gehört zu beidem. 🙂 Ich freue mich sehr, euch heute ein wirklich sehr ausführliches Interview ans Herz legen zu können … es geht nicht nur ums stricken und handarbeiten, sondern auch ums kochen und backen … und zwar, wenn man unter Zöliakie leidet. Sehr interessant … viel Freude mit dem Interview.

Liebe Kerstin, ich freue mich sehr, dich heute als meinen Montags-Muster-Gast begrüßen zu dürfen. Ich hatte schon ein paar Mal die Freude dich persönlich zu treffen – u.a. bei meinem Stricktreff auf der Creativmesse in München und zuletzt bei dem Färbe-Workshop in Augsburg. Obwohl wir gar nicht so weit auseinander wohnen, haben sich unsere Wege bislang noch nicht so häufig gekreuzt. Aber vielleicht können wir das ja ändern? Ich bin sehr neugierig ein bisschen mehr von dir zu erfahren …

In der DIY-Szene bist du unter Deinem Label “Landherzen” unterwegs, aber für alle, die dich nicht oder nicht so gut kennen, stelle dich doch bitte kurz vor. Wer bist du? Wo kommst du her? Wie kam es zu diesem Namen? Bist du ein echtes „Landei“?

Hallo, ich heiße Kerstin und lebe mit meinem Mann Toni ‚Mr. Landherz‘ und unseren beiden Katzen ‚Mietzi‘ und ‚Whity‘ in Erding (40 km von München entfernt). Ursprünglich bin ich ein Münchner Kindl aber die Liebe zu Mr. Landherz hat mich nach Erding verschlagen. Wir wohnen hier sehr idyllisch und genießen das Landleben. Daher heißt mein Blog auch Landherzen. Ich wollte einen Namen, der ausdrückt, dass ich alles mit Herz mache und das mir auch das Landleben und die Natur wichtig sind. Da ich Zöliakie habe (ich muss mich 100% glutenfrei ernähren) ist mein Blog Landherzen nicht nur kreativ sondern auch glutenfrei.

Du bist ja nicht nur eine leidenschaftliche Strickerin und hast dich der Wolle verschrieben, du bist sozusagen ein Allround-DIY-Talent. Was reizt dich, so viel Verschiedenes auszuprobieren? Gibt es kreative Bereiche, die du mal „getestet“, aber dann entschieden hast, dass es nichts für dich ist?

Ich war schon immer kreativ und habe immer gerne Neues ausprobiert. Langeweile kenne ich nicht, ich habe eher das Problem, dass ich immer entscheiden muss, was ich gerade Kreatives mache (stricken, häkeln, nähen, basteln…), 2 Hände sind einfach zu wenig.

Wolle kann man überall mitnehmen und es macht keinen Dreck. Ich habe schon mal mit Beton gewerkelt und das Putzen hinterher hat nicht so viel Spaß gemacht. Aber grundsätzlich gibt es nichts,was jetzt nichts für mich wäre….

Wie lange strickst du schon? Wer hat es dir beigebracht? Was fasziniert dich so am Stricken?

Ich hatte das große Glück, dass ich in der Grundschule Handarbeitsunterricht hatte, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Lange hatte ich auch den Wunsch, Handarbeitslehrerin zu werden. In meiner Familie (Mutter, Tanten, Omas, Cousinen) wurde schon immer sehr viel gestrickt, gehäkelt, genäht, gebastelt. So bin ich ganz automatisch sehr kreativ aufgewachsen und habe schon als Kind für meine Puppen gestrickt und gehäkelt und auch gewebt. Stricken ist für mich sehr entspannend, es macht den Kopf frei – eine wunderbare meditative Entspannung. Was mich am Stricken fasziniert? Das Stricken macht sehr viel Spaß und es entspannt mich und natürlich freue ich mich, wenn ich das fertige Stück dann endlich tragen kann.

Mal Hand aufs Herz, wie viele Projekte hast du gleichzeitig so auf den Nadeln? Oder überhaupt so in deinem kreativen DIY-Herz und in den Händen?

Oh je, momentan sind es mal wieder zu viele Projekte, das liegt aber auch daran, dass Weihnachten vor der Tür steht. Also ein Paar Yogastulpen, ein Paar Socken für mich, ein Paar Socken für Mr. Landherz, ein fast fertiger Cardigan (da müssen aber nur noch die Fäden vernäht werden) und ein Raglan-Pulli, den ich im Strickkurs begonnen habe… und meine Granny-Häkel-Liegestuhl-Auflage, die bis nächsten Sommer fertig sein soll. Und natürlich ist mein Kopf voller Ideen für weitere Projekte.

Auf deinem Blog gibt es auch eine Vielzahl an kostenlosen Anleitungen. Wie kommst du auf diese Ideen? Was inspiriert dich? Deine Anleitungen sind auch immer super ausführlich beschrieben und meinst mit einer richtigen Fotostrecke … ist es dir wichtig, dass auch Anfänger die Anleitungen nacharbeiten können?

Der Blog ist meine Hobby und ich plane meine Blogposts nicht. Es kommt, wie es kommt. Wenn ich ein Rezept entdecke, dass mich reizt, dann überlege ich mir, wie ich es glutenfrei umwandeln kann. Gelingt mir das, dann darf es auf meinem Blog. Mir ist es wichtig, dass die Rezepte einfach und ausführlich beschrieben sind, es soll auch für Back- und Koch-Anfänger geeignet sein. Wichtig ist mir auch, dass ich die glutenfreien Zutaten zu den Firmen bzw. Online-Shops verlinke, damit meine Follower wissen, welche glutenfreien Produkte ich verwende. Genauso verhält es sich bei meinen DIY-Anleitungen. Wenn ich denke, das interessiert meine Follower, dann gibt es einen ausführlichen Blogpost dazu. Mich freut es einfach, wenn ich mit meinem Blog inspirieren und Lust auf Kreativität wecken kann.

Du verstrickst ja auch viel unterschiedliche Wolle. Hast du eine Lieblingswolle? Was ist dir an Wolle wichtig?

Eigentlich habe ich keine Lieblingswolle. Wir hatten früher in Erding einen Filati-Laden und da habe ich natürlich hauptsächlich mit LANA GROSSA gestrickt. Unser jetziger Woll-Laden hat Wolle verschiedenster Marken. Mir ist wichtig, dass es ein vernünftiges bezahlbares Preis-Leistungsverhältnis ist und dass ich die Wolle im Laden kaufen kann. Ich tue mich sehr schwer, Wolle online zu kaufen. Mir ist das ‘Anfassen’ und die reale ‘Farbe’ sehr wichtig – das ist dann meist eine reine Bauch-Entscheidung. Es gibt sehr schöne Wolle, die mir persönlich aber zu teuer ist.  Von daher stricke ich hauptsächlich mit LANA GROSSA, Schachenmayr, Rico Design, KATIA – ich bin damit sehr zufrieden.

Hast du persönliche Geheimtipps? Was magst du besonders gerne? Strickst du am liebsten kleine Accessoires, oder lieber große Projekte (Tücher, Pullis, Jacken)?

Mein Geheimtipp: im Internet/youtube findet man viele Tipps und Tricks zu Stricktechniken. Wenn ich mal nicht weiter weiß, dann google ich erst mal. Strick- und Häkelanfängern empfehle ich, die Wolle in einem Woll-Laden zu kaufen. Dort wird einem weitergeholfen, wenn man mal nicht weiter weiß. Und ganz wichtig: einfach anfangen und loslegen. Bei Strickanleitungen empfehle ich, die Anleitung erst einmal von vorne bis hinten zu lesen und dann Schritt für Schritt fortzufahren. So lösen sich Ungereimtheiten schnell auf und ich markiere mir auch immer wichtige Passagen und hake z.B. Zunahmen ab, damit ich den Überblick nicht verliere. Schlimmstenfalls ribbelt man halt wieder auf. Ich finde es immer schade, wenn mir Follower schreiben, dass sie leider nicht stricken und häkeln  können. Tja, einfach mal loslegen, man kann alles lernen! Ich habe erst kürzlich einen Strickkurs zu ´Fair-Isle` und zu ´Raglan von oben` gemacht und wieder so viel gelernt. Man lernt nie aus. Ausserdem lernt man so wieder Gleichgesinnte kennen, in der Woll-Szene kommt man immer leicht ins Gespräch, da kann man auch alleine hingehen.

Am liebsten stricke ich Accessoires wie Tücher, Mützen, Schals, Handstulpen und Socken (geht schnell) aber auch Cardigans finde ich sehr schön. Mein aktuellstes Projekt ist ein Raglan-Pulli. Ich möchte Projekte relativ schnell abschliessen. Ich könnte mir jetzt nicht vorstellen, dass ich monatelang an einem Projekt stricke, dazu bin ich wohl zu ungeduldig.

Wie wählst du die Farben für deine Projekte aus? Greifst du – wie so viele – immer zu den gleichen Lieblingsfarben oder experimentierst du da auch mal?

Ich habe tatsächlich meine Lieblings-Farben: Beeren-Töne, blau, grau. Leider stehen mir so Natürtöne wie curry, braun, beige, grün überhaupt nicht. Und ich würde nie ganz dunkle Farben verstricken, das verstrickt sich abends im Dämmerlicht sehr schlecht.

Hast du auch Lieblings-Designer? Lieblings-Wolle? Lieblings-Podcast? Oder andere Lieblings-Sachen?

Früher habe ich mir die Ideen aus Strick-Heften und Büchern geholt. Mittlerweile hole ich mir meine Inspirationen über Instagram und Pinterest. Hier gibt es so viele Inspirationen, Knitalongs (wir stricken zusammen) und Ideen, dass ich mich echt beherrschen muss, nicht zu viel anzunadeln. Podcast höre ich überhaupt nicht, ich sehe mir während des Strickens lieber Insta-Stories und auch youtube-Anleitungen an oder ich fernsehe nebenbei oder höre einfach nur Radio oder ich sitze im Sommer ganz entspannt im Liegestuhl und genieße die Ruhe.

Ein weiteres großes Thema auf deinem Blog ist – aufgrund deiner Zöliakie-Erkrankung – die glutenfreie Ernährung. Ernährst du dich schon „von klein auf“ glutenfrei? Oder musstest du dich irgendwann darauf „umstellen“? Ist es schwierig hier „gute“ und wirklich leckere Rezepte zu finden? Du teilst auf deinem Blog ja eine Vielzahl an Rezepten und auch hierzu gibt es immer tolle Fotos, wie alles Schritt-für-Schritt gemacht wird …quasi ein Bilderbuch-Kochbuch.

Meine Zöliakie wurde leider erst sehr spät entdeckt (2007 – da war ich bereits 36 Jahre alt). Ich hatte schon jahrelang Probleme (Verdauung, Gewichtsverlust, Eisenmangel, unerklärliche Fehlgeburten). Erst als bei meiner Mutter Zöliakie entdeckt wurde, konnte ich meinen Arzt bitten, mich auch testen zu lassen (Blutuntersuchung), das Ergebnis war eindeutig. Natürlich war die Diagnose erstmal ein Schock und mein erster Gedanke war, was soll ich jetzt essen, was muss ich beachten. Damals musste man noch im Reformhaus einkaufen und die Auswahl war recht bescheiden. Ich habe meine Ernährung sofort umgestellt (ich habe mir Bücher gekauft und mich im Verein Deutsche Zöliakie angemeldet). Die gesundheitlichen Erfolge kamen innerhalb der ersten Tage: die Bauchschmerzen verschwanden, ich habe viel besser geschlafen, der Eisenmangel verschwand und ich sah viel gesünder aus. Mir ging’s von Tag zu Tag besser und diese neue Lebensqualität hat es mir einfach gemacht, 100 % glutenfrei zu leben. Das glutenfreie Leben fällt mir mittlerweile sehr leicht (es gibt ja jetzt so eine tolle Auswahl an leckeren glutenfreien Produkten – auch im Supermarkt). Früher habe ich gezielt nach glutenfreien Rezepten gesucht, mittlerweile wandele ich normale Rezepte glutenfrei um und experimentiere mit den Zutaten, bis das Endergebnis gut und lecker schmeckt (auf keinen Fall darf es trocken und staubig oder langweilig schmecken).

Ist es dir wichtig, über diese Erkrankung aufzuklären und zu zeigen, dass man auch „lecker“ glutenfrei kochen kann? Ist der Koch-Aufwand deines Erachtens größer? Und wird es einem inzwischen leichter gemacht auch „auswärts“ essen gehen zu können? Was würdest du dir dahingehend wünschen?

Ja, ich möchte über Zöliakie aufklären, denn nur wenn man offen darüber redet, lebt es sich einfacher damit. Ich möchte Mut machen, dass man mit Zöliakie sehr gut leben kann. Es hat ja auch viele positive Seiten: ich habe so das Kochen und Backen gelernt, ich ernähre mich insgesamt gesünder und bewusster. Bei einer glutenfreien Ernährung ist es natürlich wichtig, dass man immer glutenfreies Mehl und auch Flohsamenschalen vorrätig hat und man beim Backen glutenfreies Backpulver (Weinstein-Backpulver) verwendet. Ansonsten ist das Kochen und Backen nicht aufwendiger. Bei uns daheim, ist alles glutenfrei (mein Mann isst glutenfrei mit) und nur für sein normales Brot haben wir einen extra Platz mit Brotkorb + Schneidebrett + Messer.

Schwierig ist es nur noch, wenn ich auswärts esse – auf glutenfreien Kuchen oder glutenfreies Brot muss ich verzichten. Bei Essenseinladungen/Parties/Feiern muss ich mich sehr einschränken bzw. mit den Gastgebern abstimmen, was ich essen kann. Das nervt zwar,  aber ich möchte mich auch nicht einschränken lassen und nur daheim essen. Mein Tipp: nie hungrig aus dem Haus gehen und ich nehme bei Feiern/Esseneinladungen immer mein eigenes glutenfreies Brot und auch Kuchen/Kekse mit.

Was sind deine Wünsche und Pläne für deine Kreativ-Zukunft?

Ich wünsche mir, dass ich immer genügend Zeit für meine Kreativität habe. Seit ich nicht mehr Vollzeit arbeite sondern Teilzeit, habe ich viel mehr Zeit für die schönen Dingen des Lebens. Ich würde mir wünschen, dass in Schulen wieder ein ‘Handarbeitsunterricht’ stattfindet, dass Omis und Muttis ihr Wissen an Kinder und Enkelkinder weitergeben. Schön wäre es auch, wenn es wieder mehr Wollgeschäfte gibt und dass die Lust auf Handarbeiten noch mehr wächst. Kreativität ist so ein schönes Hobby und wer kreativ ist, kennt keine Langeweile.

Warum ist dein gewähltes “Montags-Muster” dein Lieblingsmuster?

Mein gewähltes Montags-Muster ist das Waffelmuster. Ich habe das Waffelmuster am Strickabend von Tanja Steinbach kennengelernt und war sofort begeistert. Das Waffelmuster ist leicht zu stricken und sieht toll aus. Man kann es in Reihen (siehe Anleitung unten) oder auch in Runden stricken. Ich trage meine Mütze und den dazu passenden Loop sehr gerne (die Anleitung dafür findet Ihr bei Tanja Steinbach).

Wo bist du überall zu finden:

Website: www.landherzen.de

Instagram: Landherzen

Pinterest: Landherzen

Liebe Kristin, ich danke Dir vielmals, dass ich bei Deinem Montags-Muster-Interview teilnehmen darf. Du hast Dir mit Deinen Fragen an mich so viel Mühe gegeben – ich hoffe, ich konnte sie ausreichend beantworten.

Ich freue mich, wenn wir uns bald mal wieder persönlich treffen!

Herzliche Grüße,

Kerstin ‘Landherzen’

Anleitung Lieblings-Muster ‘Waffelmuster’:

Waffelmuster in Reihen:

Maschenzahl teilbar durch 3 + 2 Randmaschen

  • Hinreihe: Eine Randmasche (1 Masche rechts) *2 Maschen links, 1 Masche wie zum links stricken abheben (den Faden dabei hinter der Masche weiterführen), ab * stets wiederholen, Reihe mit 1 Randmasche (1 Masche rechts) beenden.
  • Rückreihe: Eine Randmasche (1 Masche links) *2 Maschen rechts, 1 Masche wie zum links stricken abheben (den Faden dabei vor der Masche weiterführen), ab * stets wiederholen, Reihe mit 1 Randmasche (1 Masche links) beenden.
  • Hinreihe: 1 Randmasche (1 Masche rechts) alle Maschen rechts stricken, Reihe mit 1 Randmasche (1 Masche rechts) beenden.
  • Rückreihe: 1 Randmasche (1 Masche rechts), alle Maschen links stricken, Reihe mit 1 Randmasche (1 Masche links) beenden.
  1. – 4. Reihe stets wiederholen.

Liebe Kerstin, vielen herzlichen Dank für das so nette Interview und die Preisgabe deines Lieblingsmusters! Ich freue mich sehr, wenn wir uns bald mal wieder persönlich sehen! Und ich werde bald mal eines deiner leckeren Rezepte ausprobieren – das sieht nämlich alles super lecker aus!

Viel Spaß beim Ausprobieren und Nachstricken!

Ich wünsche euch einen guten Start in diese Dezember-Woche.

PS: Ich freue mich natürlich sehr über Fotos von euren Montags-Mustern … verlinkt doch einfach eure Bilder und Beiträge bei Instagram und Facebook mit #montagsmuster  … dann finde ich euch. 😉

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